Reform der privaten Altersvorsorge: Konkrete Verbesserungen ab 2026

Oktober 22, 2024
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Die private Altersvorsorge steht vor einem Wendepunkt: Mit dem pAV-Reformgesetz hat das Bundesministerium der Finanzen am 30. September 2024 einen weitreichenden Reformvorschlag präsentiert, der ab 2026 die private Altersvorsorge grundlegend modernisieren soll. Doch was bedeutet das konkret für Sparer?

Warum eine Reform?

Der demografische Wandel und die Unsicherheiten im gesetzlichen Rentensystem machen die private Vorsorge immer wichtiger. Die Bundesregierung reagiert darauf mit einer Reform, die drei Hauptziele verfolgt:

  • Vereinfachung und mehr Transparenz: Einfache und verständliche Produkte sollen geschaffen werden.
  • Bessere Renditechancen durch neue Anlageformen: Höhere Renditen sollen durch flexiblere Anlagestrategien ermöglicht werden.
  • Höhere Flexibilität bei der individuellen Vorsorgeplanung: Sparer sollen mehr Wahlmöglichkeiten erhalten, um ihre Altersvorsorge an ihre persönlichen Bedürfnisse anzupassen.

Die wichtigsten Neuerungen im Überblick

1. Neue Anlageformen

Zertifiziertes Altersvorsorgedepot

  • Verzicht auf starre Kapitalgarantien
  • Höhere Renditemöglichkeiten durch Investition in Einzelaktien
  • Hinweis: Der GDV sieht die Einzelaktien-Option kritisch

Flexible Garantieprodukte

  • Wahlweise 80% oder 100% Kapitalgarantie
  • Garantie greift zu Beginn der Auszahlungsphase
  • Ideal für sicherheitsorientierte Anleger

2. Verbesserte Förderstruktur

Grundzulage

  • 20 Cent pro eingezahltem Euro
  • Maximale Förderung: 600 Euro jährlich

Zusätzliche Zulagen

  • Kinderzulage: 25 Cent je Euro (max. 300 Euro pro Kind)
  • Geringverdiener-Bonus: 175 Euro jährlich (bei Einkommen bis 26.250 Euro)
  • Berufseinsteigerbonus: 200 Euro jährlich (bis zu drei Jahre, unter 25 Jahren)

3. Erweiterte Fördergrenzen

  • Ab 2026: Erhöhung auf 3.000 Euro
  • Ab 2030: Anhebung auf 3.500 Euro

4. Flexibilisierung

Anbieterwechsel

  • Kostenfrei nach fünf Jahren möglich
  • Keine Wechselkosten beim abgebenden Anbieter

Auszahlungsoptionen

  • Option 1: Lebenslange Rente
  • Option 2: Auszahlungsplan bis mindestens zum 85. Lebensjahr
  • Keine Restverrentungspflicht

5. Modernisierung & Transparenz

Produktfokussierung

  • Konzentration auf reine Altersvorsorge
  • Zusatzversicherungen (z.B. Erwerbsminderung) nicht mehr verpflichtend

Digitale Vergleichsplattform

  • Start: 1. Januar 2027
  • Kostenlose Nutzung
  • Transparenter Vergleich aller zertifizierten Produkte

6. Altersgrenzen

Auszahlungsphase beginnt mit 65 Jahren

Was bedeutet das für bestehende Riester-Verträge?

Für Inhaber von bereits abgeschlossenen Riester-Verträgen gibt es gute Nachrichten: Ihre Verträge genießen umfassenden Bestandsschutz und können unverändert fortgeführt werden. Zusätzlich profitieren sie von der Anhebung des Sonderausgaben-Höchstbetrags auf 3.500 Euro jährlich. Es besteht auch die Möglichkeit, förderunschädlich auf ein neues, nach den Reformkriterien zertifiziertes Altersvorsorgeprodukt umzusteigen, wenn dies besser zu den individuellen Bedürfnissen passt.

Expertenstimmen zur Reform

Positiv hervorgehoben werden:

  • Chancen auf höhere Renditen durch flexiblere Anlageformen und Nutzung von Kapitalmarktchancen.
  • Verbesserte Transparenz durch die Einführung der digitalen Vergleichsplattform.
  • Mehr Freiheit bei der Gestaltung der Auszahlungsphase und der individuellen Vorsorgeplanung.

Kritisch gesehen werden:

  • Optional gewordene lebenslange Rentenleistungen: Der GDV kritisiert, dass lebenslange Renten nur noch optional sind, was das Risiko birgt, dass Sparer ihr Kapital vor Lebensende aufbrauchen.
  • Mögliche Risiken durch reduzierte Garantien: Weniger Garantien können zu höheren Schwankungen führen und erfordern mehr Eigenverantwortung seitens der Anleger.
  • Potenzielle Benachteiligung von Familien: Die neue Fördersystematik könnte Familien und Alleinerziehende benachteiligen, da die Zulagen pro eingezahltem Euro und nicht pauschal gewährt werden.

Fazit und Ausblick

Die Reform markiert einen wichtigen Schritt zur Modernisierung der privaten Altersvorsorge in Deutschland. Sie bietet mehr Flexibilität und Renditechancen, erfordert aber auch eine intensivere Auseinandersetzung mit der eigenen Vorsorgeplanung. Eine qualifizierte, unabhängige Beratung wird damit wichtiger denn je.

Der Bundesverband Finanzdienstleistung AfW e.V. betont die Bedeutung der unabhängigen Beratung durch qualifizierte Vermittler. Angesichts der demografischen Entwicklung und der Herausforderungen im Rentensystem wird die private Altersvorsorge weiter an Bedeutung gewinnen. Die Reform schafft dafür einen zeitgemäßen und zukunftsorientierten Rahmen.

Sie haben Fragen zur Reform oder zur privaten Altersvorsorge generell? Kontaktieren Sie uns für eine individuelle Beratung.


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